Geschichte und Besonderheiten

Eine Oase der Ruhe

Die Johanniskirche wurde im Zeitraum der Reformation evangelisch. Der erste protestantische Prediger ist für das Jahr 1540 nachgewiesen. Seitdem und bis in das Jahr 1971 mussten die katholischen Christen Nordstemmens, mit Ausnahme der Jahre 1630-34, den über lange Zeit beschwerlichen Weg zur Kirche auf der Poppenburg auf sich nehmen. Ihre Verstorbenen wurden jedoch noch bis 1725 auf dem Friedhof von St. Johannes beigesetzt. Erst dann erhielt die Poppenburger Kirche einen eigenen Friedhof.

Der Friedhof, der die Johanniskirche umgibt, ist eine Oase der Ruhe und wird auch gärtnerisch liebevoll gepflegt. Besucher finden hier eine Reihe von Bäumen, die in Erinnerung an besondere Menschen der Kirchengeschichte gepflanzt wurden. So pflanzte man im Jahre 2007 anlässlich des 400sten Geburtstages des Dichters Paul Gerhardt eine Linde  In den Folgejahren wurde weitere Bäume Dichter und Musiker gepflanzt
Darüber hinaus sind auf dem Friedhof  Skulpturen des Bildhauers Donato Diez zu finden.

Bäume auf dem Friedhof

2007 wurde der erste Baum auf dem Friedhof für einen Mann der Kirchengeschichte gepflanzt. Es hieß, es gibt eine Linde für Paul Gerhardt, aber niemand wusste, wo sie steht, erinnerte sich Manfred Hallwaß, der bis zum Sommer 2015 über einen Zeitraum von 19 Jahren Pastor der Gemeinde war. Also habe der Kirchenvorstand spontan beschlossen, eine neue Linde mit Gedenkstein am Eingang des Friedhofs zu pflanzen. In den vergangenen Jahren sind weitere Bäume für Personen der Kirchengeschichte hinzugekommen. Wir haben schon fast einen Park, freute sich Pastor Manfred Hallwaß über die Aufwertung des Friedhofs 

2007 Linde zum 400. Geburtstag des Dichters Paul Gerhardt (1607-1676)

2008 Amberbaum zum 200. Geburtstag von Johann Hinrich Wichern (1808-1881), Gründer der Diakonie

2009 Buche zum 500. Geburtstag des Reformators Johannes Calvin (1509-1564)

2010 Amberbaum zum 450. Todestag des Reformators Philipp Melanchthon (1497-1560)

2011 Sumpf-Eiche zum Gedenken an Martin Luther (1483-1546) und 500 Jahre Reformation

Pastor Manfred Hallwaß erzählt, warum sich die Kirchengemeinde in diesem Jahr für einen Luther-Baum entschieden hatte: Er wurde am 30.10.2011 gepflanzt als Partnerbaum zu einem Baum im Luthergarten Wittenberg. In Wittenberg entsteht zum 500-jährigen Reformationsjubiläum ein Luthergarten mit 500 Bäumen, gepflanzt von lutherischen Kirchen und Gemeinden aus aller Welt. Wer dort einen Baum pflanzt, verpflichtet sich, einen Partnerbaum zu Hause zu pflanzen - mit Hinweis auf den Luthergarten. Der St. Johannisgemeinde Nordstemmen ist es gelungen, die Genehmigung für eine Baumpflanzung in Wittenberg zu erhalten.

Die Eiche in Nordstemme ist der Partnerbaum zum Baum Nr. 131 im Luthergarten in Wittenberg

2012 Gingko im Jahr der Kirchenmusik zum Gedenken an Johann Sebastian Bach (1685-1750)

2013 Blutbuche zum 200sten Geburtstag des Philosophen und Theologen Sören Kierkegaard (1813-1855)

2014 Blutbuchezum Gedenken an den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer (1906–1945), Motto dieses Kirchenjahres: Kirche-Macht-Politik

2015 Lindezum Gedenken an Lucas Cranach d.Ä. (1472–1553), Maler der Reformation

Kleines Leben / Werke von Donato Diez

Vor einigen Jahren entschied sich die Kirchengemeinde dazu, auf dem Friedhofsgelände auch eine Bestattungsmöglichkeit für totgeborene Kinder zu schaffen. Im hinteren Drittel des Geländes hinter den Ehrenmalen entstand ein Bestattungsbereich, dessen Mittelpunkt eine Bronzefigur von Donato Diez' bildet. Ähnlich wie Der Wächter  (2003) im Nordstemmer Kreisel sind die beiden hier stehenden Bronzefiguren mit glatter Oberfläche ausgeführt und gesichtslos. Dennoch kommt in ihrer Körperhaltung - sie stehen vereint in gemeinsamer Trauer eng beieinander - eindrucksvoll der große Schmerz im Verlust um ein gemeinsames Kind zum Ausdruck. Eine der Figuren lehnt mit dem Kopf an der Schulter der anderen. Das Paar steht auf einem Sockel aus hellem Stein, auf dem die Worte aus dem Psalm 39 Herr schweige nicht zu meinen Tränen zu lesen sind.

In unmittelbarer Nähe zu diesen Figuren befindet sich das Grab einer Verstorbenen der Gemeinde mit einer weiteren Figurengruppe von D. Diez. Auch dieses Werk besteht aus zwei, in diesem Fall jedoch auf der Erde sitzenden Figuren, wobei die eine Figur die andere im Schoß hält. Der nach unten geneigte Kopf des Trauernden bringt dessen Hilflosigkeit zum Ausdruck. Er ist dargestellt ohne Arme, der in seinem Schoß liegende und dem Tode nahe Mensch droht ihm zu entgleiten. Der Sterbenden hingegen hat seinen Blick nach oben gerichtet, dem Himmel, vielleicht Gott zugewandt.

Du bist bei mir

Die vierte Figur des in Mahlerten wohnhaften Künstlers befindet sich an der nördlichen Giebelwand in der Friedenskapelle. Die Neugestaltung der im Jahre 2001 deutlich erweiterten Kapelle, bei der D. Diez der Gemeinde ebenfalls beratend zur Seite stand, hatte die Worte des 23. Psalms Mein Hirt ist Gott der Herr zur Grundlage. Dementspechend kann Diez' Kunstwerk, eine schlanke Bronzefigur mit glatten Oberflächen und in ein Gewand aus mehreren übereinander liegenden Schichten gekleidet, als Hirte oder schützender Engel gedeutet werden. Die Figur steht auf einem an der Wand angebrachten Sockel, der die Inschrift Du bist bei mir trägt und wird eingerahmt von farbig gestalteten Fenstern der Künstlerin Christiane Schwarze-Kalkoff aus Halle (Saale). In Anlehnung an die Worte des Psalms verwendete sie für die Fenster die Farben der Natur/Auen (grün), des Himmels/Wassers (blau), des (Sonnen-)Lichts (gelb) und der Finsternis (grau). Während die Fenster im Nordgiebel nicht transparent gestaltet sind, geben alle weiteren Fenster trotz der Farbgestaltung den Blick nach draußen und in die sich immer wieder verändernde Natur frei.

Seit ihrer Erweiterung wird die helle und freundliche Kapelle nicht nur für Trauerfeiern, sondern auch für andere kirchliche Feiern und Veranstaltungen genutzt.
Texte und Bilder: Verena Bloch, kulturium.de
Quelle: St. Johannis

Ort der Stille

In der Mitte des Friedhofs hinter den drei Holzstelen befindet sich der Ort der Stille. Zwei Bänke und ein Kreuz laden ein, einen Augenblick zu verweilen, von der Arbeit am Grab auszuruhen oder sich zu einem Gespräch zu treffen. Der Ort der Stille wurde 2022 von Friedhofsgärtner Rolf Müller gestaltet und wird seitdem auch für Seelsorgegespräche genutzt.